Nieren-Lebendspende (LNTx)
Bei jedem fortgeschritten nierenkranken Patienten kann die Möglichkeit einer Nieren- Lebendspende evaluiert werden.
Die erste Nieren-Lebendspende im Transplantationszentrum Marburg wurde 1985 durchgeführt und ist fester Bestandteil unseres Leistungsspektrums.
Die Nieren-Lebendspende ist eine Nierenersatztherapie mit exzellenten Ergebnissen.
Die wichtigsten Vorteile liegen in der deutlichen Verkürzung der Wartezeit bis hin zur präemptiven Transplantation (Transplantation noch vor Eintreten der Dialysepflichtigkeit). Der Eingriff ist für den Patienten und das Transplantationsteam optimal planbar. Es entstehen keine langen Transportwege, die Nieren sind nur kurz ohne Blutversorgung und nehmen in der Regel sofort nach der Operation ihre Funktion auf.
Wer kann wem eine Niere spenden?
Eine Nierenlebendspende ist nicht nur zwischen Verwandten (z.B. Eltern für Kinder oder Geschwister) oder Lebenspartnern (Ehemann /-frau für Ehefrau/-mann) möglich. Als potentielle Spender sind auch Freunde oder Bekannte vorstellbar, sofern ein emotional gefestigtes Verhältnis besteht. Darüberhinaus dürfen zudem keine Abhängigkeiten z.B. beruflicher oder finanzieller Art vorliegen.
Es besteht keine absolute Altersgrenze für die Durchführung einer Nieren-Lebendspende. Ein erfahrenes Transplantationsteam bewertet die medizinische Eignung, so können auch gegebenenfalls auch „Senioren“ ihrem Lebenspartner eine Niere spenden.
Transplantationsvorbereitung Nierenlebendspende
Gibt es einen potentiellen Spender, findet im Transplantationsbüro ein erstes Informationsgespräch mit der Transplantationskoordinatorin, Frau Doris Knobloch und der Oberärztin des Transplantationsbüros Frau Dr. T. Maier-Giebing, statt.
Bei diesem Besuch kann auch die Übereinstimmung der Blutgruppen und die grundsätzliche immunologische Eignung des Lebendspenderpaares untersucht werden. Es folgen ausführliche Anamnesegespräche, laborchemische und apparative Untersuchungen bezüglich Herz und Kreislauf, Gefäßen, Stoffwechselerkrankungen, versteckte Tumoren oder latente Infektionen (siehe auch Checkliste Transplantationsvorbereitung).
Diese Untersuchungen können ambulant oder auch stationär durchgeführt werden. Um die Vorbereitung zu beschleunigen bietet das Transplantationszentrum Marburg einen 3 bis 5-tägigen Aufenthalt zur Durchführung einer weitgehend kompletten Transplantationsvorbereitung an. Liegen alle Befunde vor, muss sich das Lebendspendenpaar abschließend einmalig bei der Lebendspendenkommission der Landesärztekammer in Frankfurt vorstellen.
Spricht dann aus medizinischer Sicht des interdisziplinären Transplantationsteams und der Lebendspendenkommission nichts dagegen, wird gemeinsam mit Ihnen der Operationstermin festgelegt.
Wie wird die Operation durchgeführt?
Der Eingriff wird von einem langjährig erfahrenem Operationsteam durchgeführt und beginnt mit der Entnahme der Spenderniere. Dieser Eingriff dauert etwa 2 bis 3 Stunden, je nach Körperbau des Spenders.
Das Transplantationszentrum Marburg bietet hier ein besonders schonendes Verfahren, die handassistierte laparoskopische Spendernierenentnahme (HALS) an. Vorteile dieses Verfahrens sind die im Vergleich zu einer offenen Entnahme kosmetisch günstigen Narbenverhältnisse, geringere postoperative Schmerzen, rasche Wundheilung und die sehr kurze Erholungszeit des Spenders.
Nach Durchführung eines sogenannten „Pfannenstielschnittes“ am Unterbauch(vergleichbar mit einem „Kaiserschnitt“) werden zwei kleine Schnitte am Oberbauch und Unterbauch für die Einführung der Instrumente („Schlüssellochchirurgie“) platziert.
Über einen minimalen Schnitt, versteckt am Bauchnabel, wird eine Videokamera eingebracht, sodass die Operateure den Ablauf der Operation zusätzlich am Bildschirm verfolgen können.
Nach Explantation des Organes werden die Instrumente aus dem Bauch entfernt und die Schnitte vernäht. Zeitgleich wird die entnommene Niere für die direkt anschließende Implantation beim Empfänger vorbereitet.
Der Ablauf der Implantation einer Lebendspenderniere entspricht dem operativen Verfahren der Transplantation einer Niere die über die Warteliste von Eurotransplant vermittelt wird.
Schmerztherapie bei Nierenlebendspende
Psychologische Betreuung der Nierenlebendspende
Bei der Nierenlebendspende ist uns Ihre psychologische Mitbetreuung vor, während und nach der Transplantation besonders wichtig. Die Vorbereitung der Spende, die Zeit um die Operation herum und die Nachbetreuung stellen oftmals für Familie und Freunde besondere Herausforderung dar.
Um Sie in dieser Zeit bestmöglich zu unterstützen und zu begleiten, gehört zu unserem Transplantationsteam ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Doktor Ulrich Schu erstellt für Sie auch das psychologische Gutachten, welches Voraussetzung für die Vorstellung des Paares in der Lebendspendenkommission in Frankfurt ist.
Unseren kleinen Patienten und ihren Eltern steht während der gesamten Zeit eine geschulte Kinderpsychologin, Frau S. Thomsen zur Seite. Darüber hinaus bieten wir den Eltern/Geschwistern die Möglichkeit während der Transplantation eine Eltern-Kind-Wohnung im Klinikum zu beziehen. Weiter Informationen hierzu finden sie auf der Seite der Kindernephrologie.
Sollten Sie Fragen zu psychologischen Aspekten, vermitteltet Ihnen unsere Transplantationskoordinatorin den Kontakt zu Herrn Doktor U. Schu oder Frau S. Thomsen.